Ausstellung der Windfahnen

Ausstelung der Windfahnen

Die Fischer am Kurischen Haff hatten schon seit dem 14.-15. Jahrhundert nur für dieses Gewässer typische Segelboote. Die großen wurden als Kurenkähne (lit. Kurėnai) und die kleinen als Keitelkähne, Braddenkähne und Reusenkähne bezeichnet. Sie alle hatten flachen Bootsboden, kleinen Tiefgang, steile Bordwände aus Eichenbrettern und Windfahnen am Masttopp. Die Verwendung der Windfahnen auf den Fischerbooten ist mit der Aufsicht der Fischerei und der Entwicklung der Kontrolle der Fischerei im 19. Jahrhundert im Königreich Preußen verbunden. 

Laut der Verordnung der Regierung vom 26. Juni 1844 sollte jeder Inhaber eines Segelbootes auf der Spitze des Mastes einen wenigstens zwei Fuß langen und einen Fuß breiten Wimpel führen. Bestimmte Farben, ihre Kombinationen und einfache Zeichnungen geometrischer Form wurden für die Wimpel jeder Ortschaft unterschiedlich festgelegt (Ortszeichen). Die Farben wurden nach Kontrastgrundsatz gewählt, damit das Ortszeichen von weitem zu sehen ist: für Kurische Nehrung – Schwarz-Weiß, für das östliche Ufer des Haffs – Weiß-Rot und für das südliche Ufer des Haffs – Blau-Gelb. 

Die ersten Wimpel mit Ortszeichen wurden aus grober Leinwand oder Blech gemacht an dessen Ende eine Stoffflagge befestigt wurde. Mit der Zeit fingen die Fischer am Kurischen Haff an, ihre Wimpel mit Holzschnitzereien zu schmücken und sie zu färben. Meistens waren es stilisierte geometrische und pflanzliche Ornamente, Seefahrtmotive, Glaubens- und Liebeszeichen bzw. Symbole der Staatshoheit. So entstanden die Wimpel des Kurischen Haffs, die von Einheimischen auch als „Kronen“ (lit. "karūnos"), „Farben“ (lit. "spalvos") oder „Windfahnen“ (lit. "vėlukai") bezeichnet wurden. Die Fischer am Kurischen Haff befestigten die „Bootsflagge“ (lit. "valtes flagas") am Masttopp ihrer Segelboote. 

Mit der Zeit änderten sich die Traditionen der Fischerei im Kurischen Haff, die alten Fischerboote gerieten in Vergessenheit und zusammen mit ihnen auch die Kurenwimpel. Viele Jahre vergingen bevor an der Küste lebende Künstler und Architekten sie wieder ins Leben gerufen haben. 1998 entstand beim Bau der Strandpromenade in Nida die Idee, eine Ausstellung der Windfahnen (Wimpel) einzurichten. Das Projekt wurde von den Geschwistern und Architekten R. und R. Krištapavičiai vorbereitet. Die Windfahnen wurden von V. Bliudžius aus Švėkšna, wahrscheinlich dem einzigen Meister der Segelbootswimpel in Litauen, angefertigt. Die ersten Windfahnen wurden 2004 an der Strandpromenade in Nida ausgestellt. Im Rahmen der Fortsetzung des Projektes wurde die Strandpromenade in Nida von 2005 bis 2007 vom ethnographischen Fischerhof bis zum ehemaligen Hotel von H. Blodė mit den Windfahnen auf Masten mit originalgetreuer Höhe entlang der Ortschaften der Kurischen Nehrung geschmückt.